Haben Unternehmensstrategien eine Mindesthaltbarkeit?

Roman P. Büchler hinterfragt, ob herkömmliche Zukunftsstrategien in Zeiten von VUCA noch Bestand haben, und schlägt eine Lösung vor.

Joghurt, Essiggurken und sogar Nudeln haben alle ein Mindesthaltbarkeitsdatum – gilt das auch für Unternehmensstrategien? Roman P. Büchler, renommierter Experte für Strategieentwicklung, spricht über die zeitliche Gültigkeit von Unternehmensstrategien im heutigen VUCA-Umfeld und beleuchtet dafür das historische Hintergrundbild strategischer Planung.

«In vergangenen Jahrzehnten verhalfen Strategien in einem Umfeld niedriger Dynamik zu Stabilität und Orientierung», erläutert Büchler. Klassisches strategisches Management war gefragt: eine Fünf-Jahres-Strategie, die jährlich in Bezug auf den Fortschritt überprüft wird. In der heutigen Welt begegne der Experte aktuell vielen Unternehmen, die im Zeitalter von VUCA nur noch eine Ein-Jahres-Strategie entwickeln wollen, um danach eine erneute Reflexion der Gegebenheiten zu unternehmen. Darin sieht Büchler die Gefahr, bei einem so kurzen Betrachtungszeitraum die langfristigen Ziele aus den Augen zu verlieren – und rät deshalb von solchen Strategien entschieden ab.

«Strategiearbeit ist nicht operativ», hebt er hervor und zeigt auf, wie viele Unternehmen weiterhin in der Komfortzone operierten und Strategien entwickelten, die lediglich aktuelle Probleme adressieren. Dadurch würden Unternehmen vielleicht die Probleme von heute lösen, sich jedoch nicht ausreichend fit für die Zukunft aufstellen. «Wir müssen uns bewusst sein, dass der Weg vom ‹IST› zum ‹SOLL› oft verschlungen ist», betont der Experte und vergleicht diese Dynamik mit seinen Wanderausflügen, bei denen Überraschungen und Anpassungen unausweichlich sind. Denn was nützt es einer Organisation, ein heutiges Problem zu lösen, wenn dieses in einem Jahr vielleicht gar keine Rolle mehr spielt?

Langfristige Visionen seien also der Schlüssel zur nachhaltigen Transformation. Auch wenn durch die hohe Dynamik, wie sie heute und zukünftig noch viel stärker erlebt werden wird, der Weg zum Ziel nicht immer ganz klar ist. Büchler betont an dieser Stelle, dass Menschen oft überschätzten, was sie in einem Jahr erreichen könnten, während sie die Potenziale über zehn Jahre hinweg unterschätzten. Sein Call-to-Action: Unternehmen sollten die Haltbarkeit ihrer Strategien verlängern. «Wir müssen wegkommen von kurzfristigen Problemlösungsstrategien», appelliert der Schweizer. Eine langfristige Betrachtung des eigenen Unternehmens, die Nutzung der Marktkenntnisse und eine nachhaltige Ressourcenplanung seien der richtige Weg zum dauerhaften Erfolg. Und dieser Weg sei möglich durch dynamische Strategiearbeit, die sich an die ständigen Veränderungen anpasst. «Also denken Sie gross, wenn Sie das Zukunftsbild Ihrer Organisation zeichnen», resümiert Büchler seine Gedanken zum Thema.

In seinem Buch «Die neue Leadership-DNA – Prinzipien für einen radikalen Umbau der Führung» zeigt Roman P. Büchler noch weitere Kompetenzen auf, die Führungskräfte in der modernen Arbeitswelt brauchen und gibt wertvolle Impulse, wie diese erlangt und umgesetzt werden können. Das Buch ist über Amazon oder im lokalen Buchhandel erhältlich.